Montag, 28. Januar 2019

Traumstart ins 2019

Die Saisonvorbereitung 2019 ist im vollem Gange. Nach meinem ersten Trainingslager im Dezember folgte das Zweite in der ersten Januarhälfte zusammen mit dem Nationalteam. Bei besten Bedingungen wurde auf Gran Canaria zusammen mit den "Big Boys" hart und fokussiert an der Basis gearbeitet. Bei bester Stimmung vergingen die Tage wie im Flug. Um auch in diesem Jahr am Snow Bike Festival in Gstaad teilzunehmen, flog ich am Montag zurück in die Schweiz. Da blieben mir zwei Tage Zeit, um mich an die rund 30 Grad kühleren Temperaturen zu gewöhnen und mich noch etwas zu erholen.

Am Donnerstagmittag ging es los mit dem Prolog über rund 13km. Für mich bei Etappenrennen ein "notwendiges Übel", bei welchem ich jeweils versuche, den Schaden in Grenzen zu halten. Auch in diesem Jahr brannten die Beine wie verrückt und ich spürte, dass bisher solch intensive Einheiten noch nicht auf dem Trainingsplan standen. Völlig ausgepowert erreichte ich das Ziel. Zu meinem Erstaunen gewann ich diesen Prolog mit 8 Sekunden Vorsprung auf den Kanadier Raphael Gagne. Raphael ist kein unbeschriebenes Blatt – konnte er doch im Jahr 2016 Canada an den olympischen Spielen in Rio vertreten!

Foto: SPORTOGRAF.COM

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Nun stand ich am Freitag also im Leadertrikot am Start der ersten Etappe. Diese startete auf dem Rinderberg auf 2000müM und führte zuerst über eine 6km lange Skipiste nach Zweisimmen. Trotz 18 Grad minus war dies wohl eines der Highlights der diesjährigen Austragung. Ein riesen Spass, bei dem ich eine Spitzengeschwindigkeit von über 80km pro Stunde erreichte. Danach ging es weiter mit 30km und 1080hm über schönste Winterwanderwege und Loipen. Schnell konnte ich mich zusammen mit Joris Ryf an die Spitze setzen. Wir harmonierten sehr gut und waren sehr schnell unterwegs – ja zu schnell für das Führungsquad, welches wir hinter uns liessen und die Streckenposten, welche uns in eine falsche Richtung schickten. Bis wir dies merkten und wieder zurück auf dem richtigen Weg waren, hatten wir leider über eine Minute unseres Vorsprungs eingebüsst. Im Sprint musste ich mich Joris geschlagen geben – die weiteren Verfolger kamen mit rund 40 Sekunden Rückstand ins Ziel. Damit blieb das Rennen auch für den weiteren Verlauf sehr eng und spannend.

Die zweite Etappe vom Samstag war quasi die Königsetappe über 41km und 1360hm. Da diese mit einem langen Anstieg über 600hm startete und ich wusste, dass hier sicher einige ihr Glück mit einem Angriff suchen würden, hielt ich mich vorerst zurück. Als ich im oberen Teil des Aufstiegs merkte, dass die zu befahrende Piste genügend Gripp bot und ich schneller fahren könnte, riss ich aus der Spitzengruppe aus. Bis zum Gipfel hatte ich bereits 30 Sekunden Vorsprung. Zurück im Tal sah ich hinter mir kein Fahrer mehr. Die Chance, in dieser Etappe bereits eine Vorentscheidung herbei zu führen, wollte ich mir nicht entgehen lassen. So absolvierte ich die restlichen 20km im Stil eines Zeitfahrers und kam mit 2 Minuten und 30 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Glücklich, dass meine Taktik aufgegangen war, machte ich mich unverzüglich an die Regeneration meiner Beine.

Foto: Henk Neuhoff

In die Schlussetappe startete ich mit einem Vorsprung vom 3 Minuten und 15 Sekunden. Ich beschloss, das Rennen zu kontrollieren um den Gesamtsieg nicht unnötigerweise mit einem Defekt oder die weitere Vorbereitung meiner Saison mit einem dummen Sturz zu gefährden. Dies gelang sehr gut. Die Spitzengruppe blieb lange zusammen und Ausreisser wurden immer wieder gestellt.

Foto: Henk Neuhoff

In den letzten Kilometern zurück nach Gstaad lies ich die Spitze ziehen und kam mit 30 Sekunden Rückstand und überglücklich ins Ziel.

Über den Gesamtsieg, mit welchem ich in der Weltrangliste den angestrebten, grossen Sprung nach vorne machen werde, freue ich mich extrem. Auch wenn die Zeit der Vorbereitung bis zum ersten Weltcup im Mai noch lange ist, so gibt mir dieser Sieg Zuversicht und Selbstvertrauen, dass ich bisher einiges richtig gemacht habe.

Das Podest der Gesamtwertung von links: Raphael Gagne (CAN), ich und David List (GER) - Foto: Henk Neuhoff