Am Donnerstagmittag ging es los mit dem Prolog über rund 13km. Für mich bei Etappenrennen ein "notwendiges Übel", bei welchem ich jeweils versuche, den Schaden in Grenzen zu halten. Auch in diesem Jahr brannten die Beine wie verrückt und ich spürte, dass bisher solch intensive Einheiten noch nicht auf dem Trainingsplan standen. Völlig ausgepowert erreichte ich das Ziel. Zu meinem Erstaunen gewann ich diesen Prolog mit 8 Sekunden Vorsprung auf den Kanadier Raphael Gagne. Raphael ist kein unbeschriebenes Blatt – konnte er doch im Jahr 2016 Canada an den olympischen Spielen in Rio vertreten!
Foto: SPORTOGRAF.COM |
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Nun stand ich am Freitag also im Leadertrikot am Start der ersten Etappe. Diese startete auf dem Rinderberg auf 2000müM und führte zuerst über eine 6km lange Skipiste nach Zweisimmen. Trotz 18 Grad minus war dies wohl eines der Highlights der diesjährigen Austragung. Ein riesen Spass, bei dem ich eine Spitzengeschwindigkeit von über 80km pro Stunde erreichte. Danach ging es weiter mit 30km und 1080hm über schönste Winterwanderwege und Loipen. Schnell konnte ich mich zusammen mit Joris Ryf an die Spitze setzen. Wir harmonierten sehr gut und waren sehr schnell unterwegs – ja zu schnell für das Führungsquad, welches wir hinter uns liessen und die Streckenposten, welche uns in eine falsche Richtung schickten. Bis wir dies merkten und wieder zurück auf dem richtigen Weg waren, hatten wir leider über eine Minute unseres Vorsprungs eingebüsst. Im Sprint musste ich mich Joris geschlagen geben – die weiteren Verfolger kamen mit rund 40 Sekunden Rückstand ins Ziel. Damit blieb das Rennen auch für den weiteren Verlauf sehr eng und spannend.
Die zweite Etappe vom Samstag war quasi die Königsetappe über 41km und 1360hm. Da diese mit einem langen Anstieg über 600hm startete und ich wusste, dass hier sicher einige ihr Glück mit einem Angriff suchen würden, hielt ich mich vorerst zurück. Als ich im oberen Teil des Aufstiegs merkte, dass die zu befahrende Piste genügend Gripp bot und ich schneller fahren könnte, riss ich aus der Spitzengruppe aus. Bis zum Gipfel hatte ich bereits 30 Sekunden Vorsprung. Zurück im Tal sah ich hinter mir kein Fahrer mehr. Die Chance, in dieser Etappe bereits eine Vorentscheidung herbei zu führen, wollte ich mir nicht entgehen lassen. So absolvierte ich die restlichen 20km im Stil eines Zeitfahrers und kam mit 2 Minuten und 30 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Glücklich, dass meine Taktik aufgegangen war, machte ich mich unverzüglich an die Regeneration meiner Beine.
Foto: Henk Neuhoff |
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In den letzten Kilometern zurück nach Gstaad lies ich die Spitze ziehen und kam mit 30 Sekunden Rückstand und überglücklich ins Ziel.
Über den Gesamtsieg, mit welchem ich in der Weltrangliste den angestrebten, grossen Sprung nach vorne machen werde, freue ich mich extrem. Auch wenn die Zeit der Vorbereitung bis zum ersten Weltcup im Mai noch lange ist, so gibt mir dieser Sieg Zuversicht und Selbstvertrauen, dass ich bisher einiges richtig gemacht habe.
Das Podest der Gesamtwertung von links: Raphael Gagne (CAN), ich und David List (GER) - Foto: Henk Neuhoff |